Die neue Theatergruppe in Prieschka
Wie alles begann
Am Anfang steht die Idee, gepaart mit einer Portion Motivation und am Ende entsteht etwas Großartiges. So geschehen jedenfalls im kleinen, ich will nicht sagen verschlafenen Prieschka, das auf keinen Fall. Hier wird eigentlich immer emsig an einem noch besseren Dorfleben gefeilt. Doch der richtige Pfiff hat eben noch gefehlt. Und das sollte sich hiermit ändern. Wenn kreative Menschen eine Idee haben, sollte man sie machen lassen.
Und in Prieschka hatte Carmen Karbaum so eine Idee. Ihr ausschlaggebender Impuls war die Erzählung von Christiane Reinhardt, als sie in einer Stadt das Märchen Schneewittchen sah, welches von Laiendarstellern in sächsischer Mundart auf lockere Art und Weise aufgeführt wurde. Carmen Karbaum hörte davon und auch ihr kam der Gedanke, wie toll es doch wäre, wenn ihr Heimatort Prieschka auch so ein Theaterstück einstudieren würde, um zum Dorffest eine eigen kreierte Unterhaltung bieten zu können. Von dieser Idee begeistert gingen die beiden zum Ortsvorsteher Sandro Lindner. Auch dieser war nicht abgeneigt, hatte jedoch seine Zweifel genug schauspiellustige Darsteller zu finden. Doch Carmen wartete nicht lange ab, sondern schritt gleich zur Tat. Sie wollte es jetzt wissen, findet man hier im Dorf Menschen, die sich bereiterklären, einige Stunden der Freizeit für Schauspielproben herzugeben? Und nicht nur das, es gehört für einen Laien auch eine große Portion Mut dazu, sich vor Publikum zu öffnen und aus sich raus zu gehen. Doch sie wusste genau, wen sie ansprechen würde. Sie teilte auch schon gedanklich die Rollen auf und ging entschlossen von Tür zu Tür und fragte ohne Umwege: würdest du bei „Schneewittchen“ mitspielen? Und staunte auch nicht schlecht, als alle 14 ein spontanes „Ja“ von sich gaben. Die erste Hürde war geschafft. Jetzt hieß es nur noch auf den Schauspieltext zu warten. Als dieser dann endlich vorlag, war die erste Stunde der Theatergruppe Prieschka geboren.
Anfang Mai trafen sich alle neuen Gründungsmitglieder und legten los. Die Rollen wurden endgültig vergeben und jeder machte sich mit seinem Text vertraut. Aller 14 Tage traf man sich um das Märchen Stück für Stück einzustudieren. Frank Richter hatte seinen Text als erster sicher drauf, doch davon ließen sich die anderen nicht beeinträchtigen. Im Gegenteil die lustigsten Situationen waren immer die, wenn ein Mitstreiter im völligen Blackout gestand: „Ich hab den Text vergessen“. Das älteste Mitglied, Helga Trobisch ist übrigens 82 Jahre und die Jüngste und Kleinste in der Runde, Emilia Müller ist 12 Jahre. Doch für die Anderen war sie die „Größte“. Jeder staunte nur so, wie selbstbewusst sie sich einfügte und ihre Rolle spielte. Diese Treffen machten allen jedenfalls viel Spaß. Neben dem Text auswendig lernen, hatte Jeder auch noch die Aufgabe sich um das Kostüm zu kümmern. Dabei überließ die Gruppe jedem Einzelnen seine individuelle Note. Schneewittchen bestand z.B. darauf, keine schwarze Perücke zu tragen. So kam es, dass eben das Prieschkaer Schneewittchen eine Blondine war. Es wurde außerdem in loser Mundart und mit Prieschka’er Akzent gesprochen. Und genau das machte die Besonderheit, die Einfachheit und die Lockerheit dieses Theaterstücks auch aus.
Eine weitere wichtige und große Aufgabe war es, die Kulisse zu gestalten und die vielen verschiedenen Bühnenrequisiten zu besorgen oder zu bauen. Das war eine Aufgabe für Michael Thies und Roland Naumann. Die beiden legten sich da voll ins Zeug und zimmerten ein wirklich imposantes Bühnenbild.
Ja, der Tag der Aufführung, das Dorf- und Kinderfest in Prieschka rückte immer näher. Die Aufregung stieg, man fragte sich, wie wird unser Theaterstück unter den Zuschauern ankommen? Endlich, am Samstagabend gegen 20.30 Uhr war es so weit, der Vorhang fiel, das Lampenfieber ließ nach, denn jetzt hieß es sich konzentrieren und genau hinhören, damit man seinen Einsatz nicht verpasst. Während die Generalprobe ziemlich daneben ging, schien während der Premiere alles glatt zu verlaufen. Wäre da nicht nach den ersten 10 Minuten dieses Tonproblem entstanden. Doch das lag einzig und allein am DJ, welcher für die tontechnische Unterstützung zuständig war. Dieser löste leider nicht den Defekt, sondern schaltete einfach die Mikrofone ab. Ja, nun waren die jungen Theaterspieler erstmal kurz aus dem Konzept, fingen sich aber schnell wieder und spielten trotz dieser Schwierigkeiten ihre Rollen mit Bravour weiter. Das Publikum wurde immer leiser und lauschte um ja jede gesprochene Silbe zu verstehen.
Eine schöne Sache war auch, dass Bonbons im Publikum verteilt wurden und dass die Darsteller öfters mal eine Polonaise durch die Zuschauerreihen tanzten.
Die Stimmung war großartig. Das Märchen war viel zu schnell zu Ende. Die Schauspieler tanzten vor der Bühne in Freude und Ausgelassenheit, dass es einfach nur schön anzusehen war. Das Publikum konnte nur überwältigend applaudieren und jubeln. Geschafft. Großartig. Die erste Märchenaufführung von Laiendarstellern auf der Festplatzbühne in Prieschka war geboren. Die 14 Theaterspieler wurden mit tobenden Applaus, vielen lobenden Worten und einem gut gefülltem Klingelsäckchen belohnt. Vielen Dank!
Der neu entstandenen Gruppe hat das gemeinsame Theaterspielen von Anfang an Spaß und Freude bereitet. Sie beschreiben sich als tolles Team und wollen unbedingt weiter zusammen schauspielern. Dafür wünschen wir der 1. Prieschkaer Theatergruppe noch viele kreative Ideen und freuen uns als Zuschauer auf weitere Vorstellungen.
Vielen Dank für euer kreatives Wirken!
Karin Naumann
Die Darsteller des Theaterstücks:
Erzählerin: Helga Trobisch | Zwerg 1: Roland Naumann |
Königin: Verena Franke | Zwerg 2: Bianca Schlichting |
König: Frank Richter | Zwerg 3: Carmen Karbaum |
Schneewittchen: Sandy Keulig | Zwerg 4: Uli Berner |
Jäger: Michael Trzmiel | Zwerg 5: Mathias Knoof |
Prinz: Michael Thies | Zwerg 6: Emilia Müller |
Spiegel: Karin Tredup | Zwerg 7: Sandro Lindner |
Im Hintergrund agierten:
Techniker: Bernd Schiffner | Reservedarstellerin: Candy Schiffner |
Elektrotechniker: Siegmar Atlas | Text: Christiane Reinhardt |